24.08.2017 — Nachberichte

Runder Tisch Zertifizierung

Zertifizierung

Die Idee einen Runden Tisch zum Thema Zertifizierung auf die Beine zu stellen ergab sich aus den vielen Anfragen unserer Mitglieder zum Thema Zertifizierung.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden verschiedene Zertifikate und Standards in Dialogform vorgestellt, um den Firmen einen besseren Überblick zu verschaffen. Anschließend folgten Beiträge von Foursource GmbH und Setlog GmbH, die ihre themenrelevanten Plattformen vorstellten. Sinn der Veranstaltung war vor allem auch einen offenen Austausch zu ermöglichen und dementsprechend entwickelten sich rege Diskussionen zu Themen, die die Industrie momentan bewegen.


Kurzvorstellung Zertifizierer

Zunächst stellte Herr Dr. Ostrop des Hohenstein Instituts kurz Öko-Tex Produkte wie den Standard 100, STeP und das „Made-In-Green“ Label vor. So ermöglicht das „Made-In-Green“ Label beispielsweise mittels eines QR-Codes für Verbraucher die transparente Rückverfolgung des Produktionsprozesses eines Produkts.
Der FKT e.V. unterscheidet sich, wie Herr Dr. Doser erklärte, von anderen Zertifizierern insofern, als dass hier auf bestimmte Stoffe geprüft wird, die aus den Textilien heraustreten und dem Körper evtl. schaden können. Das Prüflabel betrachtet also in erster Linie die Herstellungsprozesse.
Frau Dr. Richter stellte das PFI vor. Das ursprünglich auf Schuhe spezialisierte Institut prüft mittlerweile auch Lederprodukte, Kunststoffe im Automobilbereich, Medizinprodukte und Sicherheitsbekleidung. Das PFI verfügt über eine chemische, eine physikalische und eine mikrobiologische Abteilung.
Im Anschluss präsentierte Frau Pfeifer den GOTS Standard. Hierbei handelt es sich um einen Naturfaser-Standard (mind. 70% müssen aus biologischem Anbau/Tierzucht stammen). Der Standard beinhaltet außerdem noch Sozialkriterien und umfasst somit den gesamten Herstellungsprozess eines Produktes.
Zuletzt stellte Frau Wirtz Fairtrade bzw. TransFair e.V. vor. Das Fairtrade-Siegel beinhaltet mittlerweile vielzählige Standards für Waren aus unterschiedlichen Industrien, inklusive einem Textilstandard. Dieser umfasst die gesamte Lieferkette und deckt soziale, ökologische und ökonomische Kriterien ab. Begleitet wurde Frau Wirtz von Frau Rosado, die die FLO-CERT GmbH repräsentierte, einem Zertifizierer der mit TransFair e.V. zusammenarbeitet. FLO-CERT existiert seit 2003 und zertifziert vor allem im Bereich Sozialstandards und menschenwürdige Entlohnung.

Sustainability

FOURSOURCE GmbH

Nach den Kurzvorträgen der Zertifizierer stellten Godecke Wessel und Jonas Wand von Foursource GmbH ihre neue digitale Beschaffungsplattform für die Textilbranche vor. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung, mehr Forderung nach Transparenz und immer komplexer werdenden Anforderungen der Unternehmen hat Foursource eine Sourcing-Plattform entwickelt, die all das vereinfacht und Beschaffungsprozesse schnell, digital und effizient abwickeln kann. Foursource kann man sich am besten als „Parship“ für Marken und Lieferanten vorstellen: es handelt sich um eine Profildatenbank, in der sich sowohl Firmen als auch Hersteller registrieren können und ein individuelles Profil mit allen relevanten Daten offen und transparent präsentieren können. Hierzu gehören u. A. eben auch die jeweiligen Zertifikate der Hersteller und Zertifizierungswünsche der Marken. Die Validierung der Zertifikate erfolgt über den jeweiligen Namen, Standort und Nummer, die per Scan überprüft werden können. Durch eine Art Matching-Algorithmus können dann mithilfe der angegebenen Informationen Marken und Hersteller nachhaltig zusammengeführt werden. Foursource ist seit 13 Wochen live und hat bereits eine 3-stellige Mitgliederzahl.


Setlog GmbH

Abschließend hielt Georg Jürgens von der Setlog GmbH einen kurzen Vortrag über Setlogs Innovationsprojekt „QualityNavigator“. In diesem Projekt bündelt Setlog seine 16 Jahre Erfahrung in Supply Chain und Vendor Compliance Management, um eine übergreifende Plattform für das Qualitätsmanagement zu entwickeln. Hintergrund dieses Projekts sind die vielen manuellen Prozesse, Medienbrüche und die hohen Kosten bei Produktprüfungen und Inspektionen. Hier hat Setlog mit vielen seiner Kunden aus der Bekleidungs- und Textilindustrie Interviews geführt, um die Problemstellungen im Bereich Qualitätsmanagement zu verstehen. Als Lösung entwickelt Setlog eine Plattform, welche die Zusammenarbeit zwischen Prüfinstituten, Lieferanten und Auftraggebern erheblich vereinfacht. Mit den Services dieser Plattform werden die Informationen und Daten aus Produktprüfungen, Inspektionen und Audits digitalisiert. Dadurch wird die Dokumentation und Analysierbarkeit aller Vorgänge sichergestellt. Die Plattform befindet sich aktuell noch in Entwicklung und soll in kurzer Zeit für Early Adopter geöffnet werden.


Nach den Vorträgen entwickelte sich noch eine rege Diskussion zu verschiedenen Themen. Vor allem ging es hierbei zunächst um die Frage wie Digitalisierung dabei helfen kann mit dem „Zertifizierungsdruck“, der heutzutage auf der Branche liegt, effizient umzugehen. Die steigenden Transparenzanforderungen der Gesellschaft, Presse, NGOs als auch vieler Endverbraucher stellt vor allem große Firmen mit etlichen Lieferanten und Produktionsstätten vor einige Herausforderungen. Somit liegt Transparenz in Zeiten der Digitalisierung durchaus im Eigeninteresse der unterschiedlichen Marken, nicht zuletzt um eine vertrauenswürdige Markenidentität zu schaffen.
Der Diskussionsbedarf zeigte wie sehr das Thema Zertifizierung, Standards und Digitalisierung die Branche beschäftigen. Anlässlich dessen plant der DTB eine weitere Zertifizierungsveranstaltung, die noch tiefer auf das Thema eingeht.