06.07.2021 — Aktuelles, Nachberichte
Digitalisierung in der Bekleidungsindustrie: Transparent und kosteneffizient in die Zukunft!
Unser Nachbericht zum Infotag „Digitale Körperdaten“ vom 23.06.2021
Wie können digitale Arbeitsprozesse die Produkt- und Schnittentwicklung in der Bekleidungsindustrie erleichtern, das Verhältnis zum Endkunden transparenter machen und welche Rolle spielt die Digitalisierung bei dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit in der Modebranche? Diese Fragen haben bei unserem virtuellen DTB-Infotag „Von digitalen Körper- und Schnittwelten zu virtuellen Laufstegen“ am 23. Juni 2021 zahlreiche Referent:innen beantwortet. Aus Industrie und Praxis kamen konkrete Umsetzungsbeispiele und -ideen, von IT-Systemanbietern neuartige Vorschläge und aus der Wissenschaft das fachliche Hintergrundwissen. Insgesamt ein vielseitiger Tag in neuartigem Format, der allen Teilnehmern hilfreiche Aspekte vermittelt und Anregungen für die Praxis gegeben hat. Die Zielsetzung jeglicher 3D-Innovationen in der Modebranche muss eine Best-Fit & Size-Strategie sein. Dazu muss die Passgenauigkeit über die gesamte Lieferkette gewährleistet werden. Um dies umzusetzen, benötigen nicht nur Modehersteller digitale Bibliotheken und Muster. Softwareunternehmen, wie Alvanon GmbH Europe mit Ton Wiedenhoff, Executive Director stehen dafür als starke Partner in der Praxis zur Verfügung. Worauf es ankommt bei der Erstellung virtueller PrototypenKonkret sollte der Entwicklung von Avataren immer die Zielsetzung „aus der Praxis für die Praxis“ zugrunde liegen. Die Datensammlung müsse schnell funktionieren und Inhalte unterschiedlichster Herkunft vergleichbar machen, so Anke Rissiek, Director Products & Projects, Avalution GmbH. Der Kunde ist mobil, deshalb sollten es auch alle Bereiche eines Unternehmens sein: Multichannelfähige Software erleichtert die Zusammenarbeit und führt schneller zu Ergebnissen – so können Produktentwicklung, Einzelhandel und Kunde Hand in Hand für bessere Ergebnisse sorgen. Auch eine frühe Einbeziehung von Lieferanten bei virtuellen Prototypabnahmen sei hilfreich. Bei der Erstellung virtueller Prototypen liegt die Problematik häufig bei der Darstellung der Texturen. Prof. Dr. Sybille Krzywinski, wissenschaftliche Leiterin am Institut Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) der TU Dresden erläutert den aktuellen Stand der Forschung und auf welcher Basis die 3D-Modelle mit Maps dargestellt werden. Fit für die Zukunft dank virtueller ProduktentwicklungDie Vorteile der virtuellen Produktentwicklung sieht Karin Schiller, Consultant Pre-Sales, Lectra Deutschland GmbH eindeutig bei der Kostensenkung und der enormen Geschwindigkeit. Änderungen können schnell umgesetzt werden, auch mehrere Änderungsschleifen verursachen kaum Kosten. Für Mario Schlegel, Head of Design, Vaude Sport GmbH & Co. KG spielen diese Argumente ebenfalls eine große Rolle: Durch die kürzere Entwicklungszeit und weniger Prototypen durch virtuelles Fitting lässt sich ein großer Beitrag zum Klimaschutz leisten. Weniger Muster bedeuten weniger Transport und CO2- Emissionen. Digitalisierung heißt auch, dass Kollektionen zu einem frühen Zeitpunkt sehr gut visualisiert werden können. So werden z.B. beim exklusiven Modehersteller Marc Cain Fehlentwicklungen vermieden und neue Prozesse, wie Production-on-Demand möglich. Auch für Marketing- und Vertriebszwecke sind digitale Muster hilfreich. Am Beispiel ihrer 3D Fashion Factory zeigen Moritz Müller, COO Meyle+Müller und Christoph Berndt, General Manager [0x1] wie man Stoffe, Muster und Oberflächen fotorealistisch visualisiert und welche Möglichkeiten sich damit nicht nur für Showroom und Herstellung eröffnen – auch Webshops, Social Media- und Promotionkampagnen profitieren davon. Digitale Körpervermessung hilft der Produktion, dem Einkauf, Marketing und dem eCommerce, Ziel muss es sein, dass der technische Fortschritt auch beim Endkunden sichtbar wird. Wenn der Kunde in Bezug auf das Größenmanagement einer künstlichen Intelligenz vertraut, kann die Retourenquote erheblich gesenkt werden. Diese Überzeugung vertritt Leon Szeli, Founding CEO Presize GmbH und stellt ein Tool bereit, welches die Körpervermessung via Smartphone für jeden möglich macht. Körperanalysen erlauben Marken ihren Kunden noch besser kennen zu lernen und so neue Kollektionen passgenau für konkrete Zielgruppen zu entwickeln. Das Fazit des TagesDie Digitalisierung schafft vielfältige Wege den Entwicklungs- und Produktionsprozess in der Modeindustrie zu beschleunigen. Marken können dadurch wirtschaftlicher und nachhaltiger agieren. Durch neue, transparente Prozesse kann noch besser und schneller auf Kundenwünsche eingegangen werden – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. 3D-Entwicklungen gibt es in der Modebranche bereits seit den frühen 2000ern. Die breite Masse hat seit etwa 2 Jahren den Weg der Digitalisierung beschritten, führte Simone Morlock, Head of Digital Fitting Lab. Hohenstein aus. Aktuell seien die Entwicklungen im Bereich 3D rasant – durch die Pandemiesituation entstand eine völlig neuartige Notwendigkeit in der Branche, die sicherlich auch weiterhin den sehr dynamischen Prozess antreiben wird. Denn um als Unternehmen konkurrenzfähig zu bleiben, führt kein Weg an der Reise in die digitale Zukunft vorbei. Marcela Wartenbergh, CEO AWWG / Pepe Jeans definiert für die „Smartification“ von Unternehmen drei wichtige Schritte: die Vision der Führungskräfte, Gleichberechtigung aller Bereiche und eine offene Kommunikation.
Wir freuen uns sehr über das viele positive Feedback zu unserem Infotag. Es gab durchweg Komplimente für die sehr gut im Thema stehenden Referenten, die viele unterschiedliche Blickwinkel beleuchtet haben. Die große thematische Bandbreite dieses spannenden Infotages vermittelte den Teilnehmern neue Erkenntnisse. Zudem gab es Input und Anregung für die konkrete Umsetzung in der Praxis. Leider konnte aus technischen Gründen die Fragerunde an die Speaker nicht wie geplant durchgeführt werden. Haben Sie noch Fragen an unsere Referent:innen? Dann schreiben Sie uns eine Mail an info@dialog-dtb.de und wir kümmern uns um die Antwort!
Die Unterlagen zur Konferenz finden alle DTB-Mitglieder hier: DTB-Infotag Digitale Körperdaten: Alle Unterlagen und Infos auf einen Blick (dialog-dtb.de) Das Passwort erhalten DTB-Mitglieder auf Anfrage per Email.
⇒ Die Folgeveranstaltung zu diesem Infotag findet am 11. November 2021 statt. Alle Infos und die Anmeldung dazu, finden Sie hier: |
|
|