20.10.2022 — Aktuelles, Wissenswertes

Aktuelle Information zur Visaproblematik / Türkei

Wie die schleppende Visa-Erteilung für türkische Fahrer die „Supply Chain“ beeinflusst – ein Gastbeitrag von Vahit Yüksek, Business Manager TURKEY – Barth + Co Spedition GmbH & Co. KG in Hallbergmoos

 

In der Corona Krise hat sich die Türkei zum Produktionsstandort für jegliche Waren gefestigt. In den TOP3 Branchen sind nach wie vor die Automobil- und die Bekleidungsindustrie vertreten. Im aktuellen Jahr (Januar-September ’22) betrugen die Exporte aus der Türkei in die BRD ca. 14 Milliarden USD. Aufgrund der strategisch vorteilhaften Lage der Türkei, werden diese Waren zu 40% über den Landweg transportiert (Speditionsverband UND).

Für eine reibungslose „Supply Chain“ wird Laderaum und Fahrpersonal zur Beförderung der Handelsware benötigt. Letzteres ist von der Visa-Erteilung der deutschen Konsulate in der Türkei abhängig: Das Fahrpersonal aus der Türkei benötigt für den Transit, ähnlich wie ein Tourist, ein Visum. Dieses ist jedoch jeweils nur drei bis sechs Monate gültig, was für die Fahrer jährlich zwei bis vier Antragstellungen bedeutet.

Die Kennzahlen des türkischen Speditionsverbandes (UND) zeigen deutlich, dass sich die Vergabe der Visa für Fahrer im internationalen Verkehr erschwert hat: Die Absagen für den Schengen-Raum haben sich innerhalb von 6 Jahren (2014-2020) von 4% auf fast 13% erhöht. Diese Absagen sind unabhängig davon, ob es Neuanfragen sind, oder Anfragen für Fahrer, die seit mehreren Jahren mit Visum tätig sind. Die Terminvergabe für die Beantragung eines Visum dauert in der Regel bis zu 30 Tage. Die Bearbeitungsgebühr für einen Visaantrag beträgt € 60,00 bis € 80,00.        

Für die Firmen bedeutet dies, bei einer 13%igen Absagequote meist ohne jegliche Begründung und Rückerstattung, nennenswerte Mehrkosten, welche auf die Fracht berechnet werden müssen. 

In einer vernetzten Welt, in der wir alle auf eine schnelle und zuverlässige Lieferung von Waren/Ersatzteilen angewiesen sind, sollten die Prozesse im Gesamten vereinfacht und nicht erschwert werden. Die unerklärliche Ablehnung von VISA-Anträgen für türkisches Fahrpersonal bringt Mehrkosten und Knappheit der Waren auf dem deutschen Markt – der Leidträger ist die deutsche Wirtschaft!